Ist Gaming ein Problem?
Felix Locke: Wie steht die Landesstelle denn zum Gaming bei Kindern und Jugendlichen? Ist Gaming der Eintritt in die Sucht?
Konrad Landgraf: Gaming ist durchaus ein Problem, auch weil selbst exzessiver Konsum im Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen bislang nicht als Krankheit erfasst ist. Auch der Gesetzgeber tut sich schwer, da es bei Glücksspielelementen in Games keine direkten Geldgewinne gibt – die Regelungen zum Glücksspiel greifen hier nicht. Es gibt aber durchaus Länder, die das anders sehen: In Belgien sind Lootboxen in Games als Glücksspiel klassifiziert.
Felix Locke: Das fänden wir in Deutschland auch richtig. Schließlich dienen Lootboxen einzig dem Zweck, den Computerspielverlauf zu beschleunigen und sich gegen Geld einen möglichen Spielvorteil zu verschaffen. Unserer Überzeugung nach gehören solche ‚Beuteboxen' eindeutig zum Glücksspiel. Deshalb haben wir bereits in der letzten Legislaturperiode auf Bundesebene eine Initiative zum Verbot dieser Boxen gestartet.
Willi Sirrenberg: Es zeichnet sich auch schon das nächste Problem ab: Wer gerne zockt, für den ist der Weg zur Börsenspekulation nicht weit. Das müssen wir im Auge behalten, da Investitionen in Aktien zwar wie der Einsatz am Roulettetisch verloren gehen können, Aktienspekulation aber nicht als Glücksspiel gilt.
Konrad Landgraf: Wir halten deshalb für die Zukunft folgende Maßnahmen für besonders wichtig: den Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um der massiven Werbung der Industrie etwas entgegenzusetzen, den Ausbau der Beratungsstellen …
Willi Sirrenberg: … und jährliche Präventionsveranstaltungen an Schulen – so wie es zur Prävention von Alkohol- und Drogenmissbrauch bereits gelebte Praxis ist. Hier ist besonders die Präventionsarbeit im Landshuter Netzwerk hervorzuheben.
Martin Scharf: Wir bedanken uns für dieses Gespräch!
Unser Bild zeigt von links nach rechts: Martin Scharf, rechtspolitischer Fraktionssprecher, Felix Locke, Parlamentarischer Geschäftsführer,
Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Geschäftsstelle der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern, Dirk Scherberger vom Bündnis gegen Sportwetten-Werbung und Willi Sirrenberg vom Betroffenenbeirat Bayern „Stimme der SpielerInnen“.