NAHAUFNAHME AUS DEM MINISTERIUM
Aus dem Ministerium

IM EINSATZ FÜR DIE GESUNDHEIT

Patienten- und Pflegebeauftragter
Thomas Zöller

Herr Zöller, was macht eigentlich ein Patienten- und Pflegebeauftragter der Staatsregierung? Er führt viele Gespräche – und zwar mit allen Playern im Gesundheitssystem. Außerdem bin ich Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten in Bayern sowie deren Angehörige. Täglich erreichen mich Zuschriften, in denen mir die Menschen etwa von ihrer schwierigen Suche nach Pflegeplätzen oder der langen Wartezeit für einen Facharzttermin berichten. Mein Team, zu dem unter anderem zwei Ärztinnen und ein Jurist gehören, versucht dann Lösungswege aufzuzeigen oder Kontakte herzustellen. Noch umfassender können wir helfen, wenn uns Ratsuchende von der Schweigepflicht entbinden. Außerdem setze ich mich dafür ein, ehrenamtliche Patientenfürsprecher als niederschwellige Anlaufstelle in allen bayerischen Kliniken zu installieren.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird weiter steigen – das liegt am demografischen Wandel. Derzeit sind rund 580.000 Menschen in ­Bayern pflegebedürftig; in den nächsten Jahren wird diese Zahl die Eine-Million-Marke überschreiten. Deshalb setzt sich Zöller, der auch pflegepolitischer Sprecher der Fraktion ist, für bessere Rahmenbedingungen für Pflegekräfte und pflegende Angehörige ein.

Thomas Zöller

Sie stehen im regen Austausch mit Ärzten, Krankenkassen und Pflegeverbänden, haben allein in den ersten 100 Tagen im Amt über sechzig Treffen absolviert. Was nehmen Sie aus diesen Gesprächen mit? Wo drückt der Schuh? Ein Riesenthema ist die von Bundes­gesundheitsminister Lauterbach angestoßene Krankenhausstrukturreform, die für viele Krankenhäuser in Bayern – darunter auch hervorragend aufgestellte Einrichtungen mit großem Einzugsgebiet – das Ende bedeutet. Unser Ziel als FREIE WÄHLER ist, die gute medizinische wohnortnahe Versorgung zur Richtschnur zu machen und den Erhalt von Krankenhäusern nicht allein von Sektorengrenzen abhängig zu machen. Deshalb kämpfe ich gemeinsam mit meiner Fraktion für einen Bayerischen Krankenhausplan, der gewachsene Strukturen und reale Versorgungsbedarfe gleichermaßen berücksichtigt.

Auch Besuche in seiner Heimat stehen für Zöller regelmäßig im Terminkalender – wie hier der Besuch eines Amorbacher Unternehmens ­gemeinsam mit Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt.

Wie ist es um den Pflegenotstand in Bayern bestellt? Der Fachkräftemangel ist nach wie vor dramatisch. Bislang führen vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Pflegeberuf und die geforderte Flexibilität, die Urlaubs- und Wochenendpläne nahezu unmöglich macht, dazu, dass viele Pflegekräfte sich nach beruflichen Alternativen umsehen, obwohl sie ihren Job wirklich lieben und als sinnstiftend wahrnehmen. Deshalb kämpfe ich dafür, dass die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden – etwa durch die Einführung von Pflege-Springerpools, eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine bessere Bezahlung. Auch die sogenannte „Fast Lane“ für ausländische Pflegekräfte sehe ich als gute Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu lindern und gleichzeitig Flüchtlingen eine echte berufliche Perspektive zu geben.

Gibt es weitere Stellschrauben? Die Verhinderung von Pflegebedürftigkeit ist ein wichtiger Baustein, um das Gesundheits- und Pflegesystem, aber auch pflegende Angehörige, zu entlasten. Schließlich findet 80 Prozent der Pflege zuhause statt. Dazu haben wir einen Runden Tisch zur Prävention von Pflegebedürftigkeit einberufen. Zudem gibt es unter der Ägide von Kultusministerin Anna Stolz an Bayerns Schulen ein neues Projekt zur Förde-rung der Gesundheitskompetenz. Auch der Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen ist mir ein besonderes Anliegen – dazu gibt es auch eine entsprechende Vereinbarung in unserem Koalitionsvertrag, die die Schaffung von 8.000 neuen Plätzen vorsieht.

Auch Praxisbesuche – wie hier in einer Gemeinschaftspraxis im unterfränkischen Goldbach – stehen regelmäßig auf der Agenda. Dazu sagt ­Thomas Zöller: „Mir als Patienten- und Pflegebeauftragter liegt die Versorgung durch die Hausärzte sehr am Herzen. Für die vielen Leistungen, die sie erbringen, erwarten sie zu Recht eine ­angemessene finanzielle Honorierung.“

Wofür setzen Sie sich außerdem ein? Mir ist es ein Herzensanliegen, den Menschen vor Augen zu führen, dass sie alle potenzielle Lebensretter sein können – sei es in Form einer Registrierung bei der DKMS oder durch die Bereitschaft zu einer Organspende.

Ein einschneidendes Erlebnis war ein Besuch in der Kinderklinik im Klinikum Großhadern, wo Thomas Zöller auf Kinder traf, die eine Organspende benötigen.

„Das hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, mich für die Widerspruchslösung, also für eine Novellierung des Transplantationsgesetzes, einzusetzen."

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Wenn Sie auf die ersten Monate im Amt zurückblicken: Welches Ereignis hat Sie besonders bewegt? Ich war vor einiger Zeit in der Abschlussklasse eines Gymnasiums, um für den Pflegeberuf zu werben. Daraufhin hat mir die komplette Klasse zugesagt, nach dem Abitur Praktika in der Pflege zu absolvieren. Das war ein sehr schöner und ergreifender Moment – und für mich verbunden mit der Erkenntnis, dass man mit jedem Besuch und jedem Treffen vor Ort einen echten Unterschied machen kann.

Bei einem Besuch der zehnten Klassen der Main-Limes-Realschule in Obernburg ­berichtete Zöller den Schülerinnen und Schülern aus seinem Alltag als Patienten- und Pflegebeauftragter.

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