Wir feiern unsere Demokratie
Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft – ein echter Meilenstein in der jüngeren deutschen Geschichte. Denn es sicherte nach der Nazigewaltherrschaft Freiheit, Frieden und Demokratie in Deutschland.
Es waren außergewöhnliche Umstände, unter denen das Grundgesetz entstand. Das nationalsozialistische Regime hatte am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert. Bald war klar, dass der von der Sowjetunion besetzte Teil Deutschlands weder an Deutschland zurückgegeben noch demokratisch regiert werden sollte. Deshalb ermächtigten die westlichen Besatzer Frankreich, USA und Großbritannien die bereits bestehenden, demokratisch gewählten Länderregierungen, eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen – mit dem Ziel, einen handlungsfähigen demokratischen Staat zu gründen.
Die Mitglieder des daraufhin einberufenen Parlamentarischen Rates waren allesamt Zeitzeugen des Untergangs der Weimarer Demokratie und der Begründung des NS-Regimes. Sie wollten alle erdenklichen Vorkehrungen treffen, um einen abermaligen Absturz in Diktatur und Gewaltherrschaft zu verhindern. Deshalb verfassten sie ihren Text so sorgfältig, wie das in einem solchen Verfahren nur möglich war. Der Normenbestand wurde ersichtlich auf eine lange Dauer angelegt und in seinen wesentlichen Grundsätzen auch noch mit einer Klausel der Unabänderbarkeit versehen.
Am 23. Mai schließlich trat das Grundgesetz in Kraft. Unter dem Eindruck der Nazigewaltherrschaft verfasst, setzte es wichtige Akzente, die Fehlentwicklungen der Vergangenheit unwahrscheinlicher machen sollten. Dazu zählte ein liberaleres Menschen- und Staatsverständnis. Der Tenor lautete: Der Staat ist um der Menschen willen da – nicht umgekehrt. Die Republik entsteht aus dem Willen ihrer Bürger und sie dient deren Freiheit. Der Grundklang ist nicht Unterwerfung, um vermeintlich höheren staatlichen Zielen zu dienen, sondern Freiheit und Gleichheit.
Doch was heißt das konkret für jeden Einzelnen von uns? Welche Bedeutung hat das Grundgesetz für unser Land und für unser gesellschaftliches Miteinander? Und warum ist es überhaupt so wichtig, sich seiner Erfolgsgeschichte zu besinnen? Wir wollen auf den nächsten Seiten Schlaglichter auf die Errungenschaften unseres Grundgesetzes werfen und die Demokratie, die es seit 75 Jahren ermöglicht, feiern. Denn die Demokratie ist das wichtigste und beste Werkzeug, um mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger Kompromisse zu finden.