Kaleidoskop Aus dem Ministerium
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Aus dem Ministerium

Wirtschafts­staatssekretär Tobias Gotthardt: „Bayerns Wirtschaft ist stark.“

Herr Gotthardt, zwei Jahre ist es her, dass Sie als Bayerischer Wirtschaftsstaatssekretär vereidigt wurden. Wie geht’s Ihnen damit? So überraschend damals alles für mich war – so sehr liebe ich meinen Job als Wirtschaftsstaatssekretär neben Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger heute. Wir sind ein echtes Team, das sich bestens versteht. Ich bin dankbar, Bayern und seiner Wirtschaft in dieser Rolle dienen zu dürfen, und mache das – gerade in fordernden Zeiten – mit großer, ehrlicher Leidenschaft. Meine Botschaft: Bayerns Wirtschaft ist stark, stärker als andere – und gut gerüstet, um diese turbulenten Zeiten zu durchstehen, wenn wir anpacken – und z’amhalten.


Was ist es denn aus Ihrer Sicht, das die bayerische Wirtschaft so stark, so robust in der Krise macht? Bayerns Wirtschaft war immer schon so stark, weil sie so vielfältig und innovationsorientiert war. Ich lasse deshalb auch nicht zu, dass wir bei uns im Land Handwerk gegen Raumfahrt, Finanzwirtschaft gegen Handel, Automotive gegen Digitales ausspielen. Zusammen sind wir stark und krisenresistent. Ich halte auch nichts von der Einteilung in „new economy“ und „old economy“. Jedes Unternehmen, egal ob klein oder groß, entwickelt sich im Laufe seiner Geschichte. Diese Prozesse, diese Transformation, begleiten wir – enger und persönlicher als andere. Seit ich Staatssekretär sein darf, habe ich schon Hunderten Unternehmern meine Mobilnummer auf die Visitenkarte gekritzelt. Mein Prinzip: „You never walk alone“ – wir im Wirtschaftsministerium sind Dienstleister für Bayern. Wir sind für euch da.


Bei allen Herausforderungen: Was würden Sie als die wichtigsten Aufgaben derzeit im Wirtschaftsministerium bezeichnen? Gute Frage – und keine leichte Antwort, weil wir vieles aktuell auf Hochtouren fahren. Zentral ist die Förderung der Innovation in allen Belangen. Das Tempo der Entwicklungen ist rasanter denn je – und unser Anspruch muss es sein, von Bayern aus noch öfter in der globalen Pole Position zu stehen: KI, Robotik, Kernfusion, Quantencomputing, Halbleiter, Batterien, Luft- und Raumfahrt, Verteidigungsinnovation … – es gibt kein Feld, das wir leichtfertig links liegen lassen können. Wir im Wirtschaftsministerium setzen deshalb auch jeden uns zur Verfügung stehenden Euro aus der insgesamt sechs Milliarden schweren Hightech-Agenda sehr zielgerichtet und anwendungsorientiert für Bayerns Unternehmen ein. Und wir arbeiten mit Leidenschaft an einer Fortführung 2027plus. Weiterer Punkt: Transformation – selten waren mehr Unternehmen parallel im krassen Umbruch als heute. Das fordert – ist aber in den allermeisten Fällen machbar, wenn man’s entschlossen angeht. Für uns im Wirtschaftsministerium bedeutet das aber auch mehr persönliche Begleitung und Beratung als je zuvor. Unser Ziel ist die offene Bürotür für jedes einzelne der knapp 700.000 Unternehmen im Land. Dritter wichtiger Punkt: Neue Perspektiven im Export. Bayerns Wirtschaft holt sich knapp 60 Prozent ihres Umsatzes im Ausland, das müssen wir gemeinsam immer neu entwickeln und entdecken. Genau aus diesem Grund gibt es unsere ambitionierte Außenwirtschaftsstrategie.


Gutes Stichwort: Wer Ihnen bei Social Media folgt, der weiß, Sie sind viel für Bayern im Ausland unterwegs … Stimmt. Die außenwirtschaftlichen Beziehungen spielen für Bayern eine große Rolle – und es war schon immer Aufgabe der Staatssekretäre, das globale Netzwerk – unter anderem mit unseren über 30 Wirtschaftsrepräsentanzen weltweit – zu bedienen. Ich mache das mit großer Ernsthaftigkeit und Leidenschaft – und bin Hubert ­Aiwanger dankbar, dass ich bei dieser Aufgabe meine internationale Erfahrung der letzten 25 Berufsjahre einbringen darf. Bayerns Ansehen im Ausland ist unglaublich hoch, unser „Markenzeichen Bavaria“ ein echter Gewinner. Darauf kann man wirtschaftlichen Erfolg bauen.


„Seit ich Staatssekretär sein darf, habe ich schon hunderten Unternehmern meine Mobilnummer auf die Visitenkarte gekritzelt. Mein Prinzip: ,You never walk alone‘ – wir im Wirtschaftsministerium sind Dienstleister für Bayern. Wir sind für euch da.“

Tobias Gotthardt, Wirtschafts­staatssekretär

Bayern ist auch Gründerland Nummer 1 in Europa – was ist wichtiger: Start-ups oder Unternehmensnachfolge? Schon die Frage ist eigentlich ein Fehler: Wir im Wirtschaftsministerium unterscheiden nicht zwischen Unternehmensnachfolgen und Gründern. Beides ist gleichermaßen wichtig, beides wird gleichermaßen begleitet und gefördert. Fast 40.000 Unternehmen mit über 700.000 Arbeitsplätzen stehen die kommenden fünf Jahre zur Übergabe an. Gemeinsam mit den Kammern und Verbänden haben wir deshalb die „Offensive Unternehmensnachfolge.Bayern“ mit einem dezidierten Werkzeugkasten an Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen. Bei den Gründern liegen wir mit der Gesamtzahl, einem jährlichen Zuwachs von rund 500, über 2,5 Milliarden gesammelten Investitionen und drei der weltweit zehn besten Start-up-Acceleratoren tatsächlich auf einem europa­weiten Spitzenplatz. Aber auch hier dürfen wir keine Minute ruhen, entwickeln unsere Instrumente Tag für Tag weiter, um das beste Ökosystem für Gründer zu bieten.


Thema Energiewende: Wie weit ist Bayern? Bayern ist spitze. 70 Prozent der hier produzierten Energie ist erneuerbar. Dafür ­stehen unter anderem 4.200 Wasserkraftwerke, 2.700 Biogas­anlagen, 1,2 Millionen Solaranlagen, knapp 50 Geothermieanlagen
(97 Prozent aller Anlagen bundesweit) und 1.200 Windräder. Letztere erleben einen echten Boom, seit wir die Verfahren in den Staatsforsten in unser Ministerium gezogen haben: Fast 900 Anträge sind aktuell in der Genehmigung – mehr als je zuvor. Unser Anspruch geht aber weit darüber hinaus. Wir wissen: Bayern braucht das modernste, sicherste und intelligenteste Energiesystem der Welt – von der resilienten Produktion über sichere Netze, ausreichend Speicher bis hin zur digitalen Vernetzung aller Bausteine. Daran arbeiten wir pragmatisch, mit hochgekrempelten Ärmeln.


Letzte Frage: Was wünschen Sie Bayerns Wirtschaft 2026? Zum einen natürlich nachhaltigen Aufschwung und spürbare Freiheit von Bürokratie. Darüber hinaus wünsche ich uns allen die Rückbesinnung auf die bayerische Stärke des „Stammtisch-Gens“: z’amsetzen, miteinander reden, Lösungen finden. Und ich wünsch’ uns allen in dieser fordernden, manchmal überfordernden Zeit ein gehöriges Quentchen „Bavarian Mut“ – denn „German Angst“ war noch nie ein sinnstiftender Begleiter.


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