Bayern treibt Kernfusionsforschung voran
Wenn wir unseren Energiebedarf langfristig und nachhaltig decken wollen, müssen wir auf Forschung und Entwicklung neuer Technologien setzen. Vor allem in der Energiegewinnung mittels Kernfusion sehen wir große Chancen. Deshalb weitet Bayern seine Bemühungen um die Erforschung der Kernfusion aus.
In Zeiten des steigenden Energiebedarfs und geopolitischer Unsicherheiten ist die strategische Energie-Unabhängigkeit Deutschlands ein Stabilitätsgarant und ein Wettbewerbsvorteil. Deswegen geht der Freistaat bei der Energieversorgung der Zukunft neue Wege: Aus Bayern heraus soll ein signifikanter Beitrag zur Weiterentwicklung der Kernfusionstechnologie geleistet werden. Die Vorteile der Kernfusion: Die Brennstoffe stehen in nahezu unbegrenzter Menge zur Verfügung, sodass die Energiequelle weitgehend unabhängig ist vom Zugang zu Rohstoffen. Die Fusionstechnologie ist nachhaltig, sauber, allzeit verfügbar und kann nahezu unendliche Mengen von Energie liefern. Hochradioaktive Abfälle fallen dabei nicht an.
Denn im Gegensatz zur konventionellen Kernenergie, bei der Atomkerne zur Gewinnung von Energie gespalten werden, wird bei der Kernfusion analog zu den Prozessen auf der Sonne durch die Verschmelzung von Atomkernen Energie gewonnen. Bei Temperaturen von 15 Millionen Grad rasen Wasserstoffatomkerne in komprimiertem Plasma so schnell umher, dass sie zu Helium verschmelzen können. Dabei wird Energie freigesetzt. Grundlagen der Kernfusion sind die Wasserstoff-Isotope Tritium und Deuterium, bei deren Fusion im Gegensatz zur Kernspaltung nur harmloses Helium anstatt gefährlicher radioaktiver Spaltprodukte entsteht.
Deshalb tut Bayern jetzt noch mehr dafür, die Kernfusion als eine Möglichkeit der sicheren, wirtschaftlichen, umwelt- und klimaverträglichen sowie vor allem fast unerschöpflichen Energiegewinnung zu erforschen. Die Ausgangslage für die Erforschung und Entwicklung dieser Technologie ist ausgezeichnet – schließlich verfügt der Freistaat über grundlegendes Know-how in vielen fusionsrelevanten Schlüsseltechnologien. Mit dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching ist eines der weltweit führenden Zentren der Magnet-Fusionsforschung in Bayern beheimatet. Im Raum München sind mit Proxima Fusion, Marvel Fusion und Gauss Fusion gleich mehrere erfolgreiche Startups ansässig, die an der kommerziellen Nutzung der Kernfusion arbeiten.
Zudem hat der Freistaat die Expertenkommission Kernfusion, bestehend aus 18 Expertinnen und Experten, ins Leben gerufen. Diese hat mittlerweile ihre Empfehlungen zur Umsetzung des sogenannten Masterplans Kernfusion vorgelegt. In einem ersten Schritt konzentrieren sich die Empfehlungen auf die Bereiche Ausbildung, Forschung, Etablierung eines Bavarian Fusion Clusters und Entwicklung eines Fusion Campus. Zudem wird der Ausbau der nationalen, europäischen und internationalen Kooperationen empfohlen, um Synergien zu nutzen.
Daraus hat der Freistaat mittlerweile einen Fünf-Punkte-Plan für die Umsetzung der Empfehlungen formuliert. Dieser umfasst die Errichtung eines Bavarian Fusion Clusters (BFC) und den Start des Kompetenzaufbaus an den Hochschulen. Für letzteres sind bis 2028 Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro geplant. Die schon vorhandenen Kompetenzen werden mit einer großen Ausbildungsoffensive mit bis zu sechs neuen Lehrstühlen ausgebaut. Zudem soll ein Fusion Campus entstehen. Derzeit erfolgt die Suche nach geeigneten Standorten.
Als weiteres Ziel wurde die Ausweitung der internationalen Vernetzung formuliert. Und zu guter Letzt werden wir uns aus Bayern heraus dafür einsetzen, dass die Kernfusionsforschung auch im Arbeitsprogramm der neuen Bundesregierung verankert wird. Denn es steht außer Frage, dass für die erfolgreiche Erforschung und Entwicklung der Kernfusionstechnologie deutlich mehr Mittel notwendig sind, als sie auf bayerischer Ebene allein zur Verfügung gestellt werden könnten. Um Start-ups und Investoren größtmögliche Planungssicherheit zu verschaffen, wollen wir außerdem einen innovationsfreundlichen Rechtsrahmen für die Nutzung der Fusionstechnologie etablieren.