Kaleidoskop „Wir brauchen wieder Machermentalität
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WORTWECHSEL

„Wir brauchen wieder Machermentalität

Laut einer aktuellen vbw-Studie verlagern immer mehr Unternehmen ihre Produktion ins Ausland, weil es in Deutschland schlicht zu teuer und zu bürokratisch geworden ist. In Bayerns Tech-Szene stehen die Zeichen dagegen auf Wachstum: Mit OpenAI, SAP, Anthropic, Nvidia, TikTok und Co. haben in den letzten Monaten etliche Tech-Konzerne eine neue Heimat im Freistaat gefunden. Während viele Wirtschaftszweige gerade ziemlich kämpfen müssen, wuchs Bayerns ­Digitalwirtschaft in den letzten vier Jahren um mehr als 20 Prozent. Wie der Freistaat und seine Unternehmen von diesem Ansiedelungsboom profitieren können, haben wir mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Digitalminister Dr. Fabian Mehring bei einem Austausch im Landtag diskutiert.

Am Wortwechsel nahmen Wirtschaftsminister ­Hubert Aiwanger und ­Digitalminister Dr. Fabian Mehring sowie Fraktionsvorsitzender Florian Streibl und unsere Abgeordneten ­Tobias Beck und Markus Saller teil.

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„Im Doppelhaushalt 2026/2027 haben wir eine Milliarde zusätzlich für die Hightech-Agenda vorgesehen.“

Florian Streibl, Fraktionsvorsitzender

Gründen auf Bayerisch

Aiwanger: In diesem Jahr wird Deutschland beim Wirtschaftswachstum zu den Schlusslichtern der EU zählen. Für ein Industrieland ist das ein Alarmsignal ersten Ranges. Die Bundesregierung darf nicht länger zuschauen, wie unser Industriestandort an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Aus Bayern heraus versuchen wir alles, um die richtigen Impulse zu setzen. Als Beispiel sei Bayerns Gründerszene genannt: Ihr Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis unserer Politik.

Beck: Zehn der 31 deutschen Unicorns – Start-ups mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar – stammen aus Bayern.

Aiwanger: Weil die Gründungsförderung mit der Dachmarke „Gründerland Bayern“ einen wichtigen Schwerpunkt der bayerischen Wirtschaftspolitik bildet. Der Freistaat unterstützt Start-ups mit Wissensvermittlung, Infrastruktur wie den digitalen Gründerzentren, Netzwerken, Förderung und Kapital und begleitet sie von der ersten Idee bis zum Exit. Das zahlt sich aus.

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„Unser bayerisches Tech-Ökosystem gilt als digitales Powerhouse Europas und wir gehören zu den Top 20 der Tech-Regionen der Welt.“

Dr. Fabian Mehring, Staatsminister für Digitales
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„Der Erfolg der bayerischen Gründerszene ist kein Zufall, sondern Ergebnis unserer Politik.“

Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft

Start-up-Hochburg Bayern

Mehring:Im ersten Halbjahr 2025 wurde fast jeder zweite Investoren-Euro in Deutschland in junge Wachstumsunternehmen aus Bayern investiert – in Summe fast 2,1 Milliarden Euro. Damit ist Bayern erstmals die Start-up-Hochburg der Republik und wir haben Berlin – das auf diesem Feld jahrelang unangefochtener Spitzenreiter war – nicht nur überholt, sondern regelrecht abgehängt.

Aiwanger: Das stimmt. Hier profitieren wir auch von der überdurchschnittlich starken Position des Freistaats in Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz, Verteidigungstechnologie und Energie­speicherlösungen – ebenfalls Ergebnis unserer Wirtschaftspolitik.

Mehring: Die gute Nachricht ist, dass daraus eine spürbare Sogkraft entsteht: Nach den erfolgreichen Ansiedlungen globaler Champions wie Amazon, Apple, Google und Microsoft haben sich zuletzt OpenAI, SAP und TikTok Shop für einen Standort an der Isar entschieden. Mit Anthropic und NVIDIA sind dann innerhalb kürzester Zeit weitere weltweit führende Unternehmen im Bereich künstlicher Intelligenz nach München gekommen. Unsere Strategie, den Freistaat gezielt zu einem Topstandort für digitale Zukunftstechnologien zu entwickeln, geht gerade voll auf. Inzwischen gilt unser bayerisches Tech-Ökosystem
als digitales Powerhouse Europas und wir gehören zu den Top 20 der Tech-Regionen der Welt – noch vor globalen Metropolen wie Peking oder Seattle.

Beck: Bayern ist inzwischen zu Deutschlands Spitzenstandort für Hightech geworden und wir reifen zu einer echten Größe im globalen Tech-Universum.

Aiwanger: Das zeigt, dass es sich lohnt, an den richtigen Stellen zu investieren. Mit 5,5 Milliarden Euro aus unserer Hightech-Agenda sorgen wir dafür, dass innovative Start-ups und starke Industrieunternehmen auf exzellente Forschung und hochmoderne digitale Infrastruktur treffen.

Streibl: Bei unserer Haushaltsklausur im November haben wir gemeinsam mit dem Finanzminister und unserem Koalitionspartner vereinbart, dass wir künftig noch mehr Geld ausgeben für Wissenschaft und Forschung, gerade im Bereich neuester Technologien. Im Doppelhaushalt 2026/2027 haben wir deshalb eine Milliarde zusätzlich für die Hightech-Agenda vorgesehen. Insgesamt sollen in den Bereich Forschung und Bildung 60 Milliarden Euro fließen. Das zeigt: Auch im Landtag haben wir die Zeichen der Zeit erkannt und setzen mit unserem Haushalt auf Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit – und das ganz ohne neue Verschuldung.

Unsere Strategie für die Zukunft

Mehring: Unser Engagement bleibt auch im Ausland nicht unbemerkt: Das kalifornische Unternehmen Nvidia, der aktuell wichtigste Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen, wird am Standort in München zusammen mit der Telekom ein gigantisches KI-Rechenzentrum errichten.

Aiwanger: Das ist ein starkes Signal für Bayern als einen der führenden Hightech-Standorte Europas. Mein Haus und ich stehen mit der Telekom im Austausch und unterstützen das Projekt in München. Im Freistaat wird damit erneut eine erhebliche Summe in Zukunftstechnologien investiert. Besonders freut mich, dass dieses Rechenzentrum auch die Erfolgschancen unserer Bewerbung für eine KI-Gigafactory in Bayern erhöhen könnte.

Beck: Damit kommen wir unserem Ziel, mehr digitale Souveränität auf europäischem Level zu ermöglichen, ein gutes Stück näher.

Aiwanger: Gerade bei der Halbleiterproduktion ist es uns wichtig, uns zunehmend unabhängig von China, Taiwan oder den USA zu machen. Deswegen wurde in den vergangenen Jahren auf meine Veranlassung ein bayerisches Chip-Designzentrum und eine Chipallianz mit breiter Fachkompetenz aufgebaut, um unabhängiger von außereuropäischen Akteuren zu werden und diese Zukunftstechnologie von Bayern aus mitgestalten zu können.

Saller: Die Ansiedlung von TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) in München zeigt: Die bayerische Chipstrategie zahlt sich aus!

Bessere Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum

Aiwanger: Mehr Eigenständigkeit streben wir auch bei der Energieversorgung an. Die Kernfusion als sichere, saubere und weit­gehend unabhängige Energiequelle bietet große Chancen für eine energiesouveräne Zukunft. Um ihre Entwicklung schlagkräftig voranzubringen, setzen wir auf die Zusammenarbeit mit starken Partnern und haben Ende Oktober gemeinsam mit Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-­Holstein eine Allianz zur Fusionsforschung gegründet.

Streibl: Die großen Rahmenbedingungen für eine prosperierende Wirtschaft muss aber der Bund schaffen. Wir brauchen bezahlbare Energiepreise, weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit für unsere Betriebe. Arbeitnehmer brauchen mehr Netto vom Brutto.

Saller: Was das Thema Bürokratieabbau angeht, ist der Freistaat einmal mehr Vorreiter: Mit unserer Enquetekommission identifizieren wir überbordende Bürokratie und suchen nach Möglichkeiten, um sie abzubauen. Dazu haben wir mittlerweile das vierte Modernisierungsgesetz im Landtag verabschiedet.

Streibl: Ja, all das zeigt: Wirtschaftswachstum geht, wenn man mutig ist und die Weichen richtig stellt.

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